Wir haben heute in Hamburg vor der Aktionärsversammlung von der Hamburger Kupferkonzern Aurubis protestiert. Die Ablehnung zu einem deutschen Lieferkettengesetz können wir nicht nachvollziehen, obwohl andere Hamburger Unternehmen dies befürworten.
Mit einem großen Transparent empfingen drei Aktivisten von Goliathwatch die Aktionäre vor dem Eingang der jährlichen Aktionärsversammlung. „Aurubis am Scheideweg: Gewinne ohne Gewissen? Oder Dividenden ohne Menschenrechtsverletzungen?“ Diese Fragen wurden den Aktionären heute gestellt, denn dem weltweit führenden Anbieter von Nichteisenmetallen wird unter anderem die Verwicklung in schwere Umweltverbrechen vorgeworfen. Die Studie „Der deutsche Rohstoffhunger“ vom September 2019 der Christlichen Initiative Romero hat sich mit der Lieferkette der Aurubis AG auseinandergesetzt. Daraus geht hervor, dass das Unternehmen einen Teil seines Kupfererzes von dem mexikanischen Großkonzern Grupo México bezogen hat. Dieser betreibt die siebtgrößte Kupfermine weltweit. Im August 2014 ereignete sich in dieser Mine ein Dammbruch mit verheerenden Konsequenzen für die Bewohner und die Natur der Region. Es traten 40.000 Kubikmeter Kupfersulfat aus und verschmutzte das Grundwasser und den Boden. Nicht nur wurde dadurch der lebenswichtige Zugang zu frischem Wasser zerstört, bei 381 Menschen wurden zwei Jahre nach der Katastrophe eine erhöhte Konzentration von Metallen im Blut und Urin der Bewohner sowie Haut-, Nieren-, Herz-, Gefäß- und Augenkrankheiten festgestellt.
„Wir möchten deshalb die Aktionäre auf die problematische Rohstoffbeschaffung entlang der Lieferkette aufmerksam machen. Auch für Anleger sollte es wichtig sein zu wissen, wie ihre Dividenden erwirtschaftet worden sind. Durch ein Lieferkettengesetz, das gerade auch durch das Bundesarbeitsministerium sowie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung entwickelt wird, wären die Beschaffungswege transparenter. Aktionäre haben so die Möglichkeit sich umfassend zu informieren“, so Jennifer Sell, Kampagnenleitung und Vorstandsmitglied des Vereins.
Die Geschäftsführung von Aurubis hat am Mittwoch auf die Anfrage von Goliathwatch zum Lieferkettengesetz geantwortet. Goliathwatch begrüßt, dass Aurubis verbindlicher und einklagbarer Sorgfaltspflichten befürwortet. Aurubis lehnt in seiner Antwort an Goliathwatch die nationale Gesetzesinitiative aus dem Bundesarbeitsministerium der SPD und dem Entwicklungsministerium der CSU ab und würde nur in einer europäischen Lösung einen richtigen Weg sehen. Für Goliathwatch und viele weitere Organisationen ist ein deutsches Gesetz der wichtige Zwischenschritt für einen starken europäischen Schutz vor Kinderarbeit oder Toten in ausländischen Fabriken. Aus diesem Grund haben sich die Aktivisten direkt an die Aktionäre gewandt. Ein deutsches Lieferkettengesetz wird derzeit von einem breiten deutschen Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, Kirchen und Gewerkschaften gefordert. Auch viele Unternehmen, darunter Tchibo und Hapag Lloyd, sprechen sich für eine gesetzliche Regulierung der globalen Beschaffung aus. Sie wollen Rechtssicherheit. Starke Gegenstimmen lässt der Bund der Arbeitgeber verlauten. Sie halten ein solches Gesetz mit Sanktionsmechanismen für nicht umsetzbar. Schwer nachzuvollziehen, denn in Frankreich und Großbritannien sind bereits Lieferkettengesetze verabschiedet worden.