Wirtschaftskrise -10%, aber nur halb so schlimm und falsch

Thomas Dürmeier Alternativen, Natur

Die Abbildung zeigt den Abstand der Bundesrepublik und anderer Länder von der Erreichung sozialer Grundbedürfnissen und ökologischer Nachhaltigkeit.

 

Klimakatastrophe und Konzerne jedes Jahr so schlimm wie 10% BIP-Verlust und wir sollten Doughnuts statt Güterkörbe zählen

 

Und wieder grüßt das Murmeltier Wirtschaftswachstum, obwohl die Postwachstumskritiker*innen wie Nico Paech oder Tim Jackson seit Jahren dies gegründet hinterfragen. Heute, am 30. Juli 2020, kam der größte Wirtschaftseinbruch der bundesdeutschen Wirtschaftsgeschichte in die Tagesschau. Dies zeigt leider nur sehr grob die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, weil die gezählten Warenkörbe nicht die Lebensrealität der Menschen in Kurzarbeit oder den Scherbenhaufen von Kleinunternehmer*innen widerspiegeln. Zukunftsängste und Einschränkungen in der Lebensfreiheit können nicht durch Veränderungen des Bruttoinlandsprodukts ausgedrückt werden.

Alternative 1: Größenordnung – nur halb so schlimm wie die Klimakatastrophe und der ökonomische Schaden der Marktmacht der Konzernriesen

Wir sollten nicht vergessen, dass ein Wirtschaftseinbruch um 10 % dramatisch und schrecklich ist, aber die Klimakatastrophe, auf der wir bei aktueller und halbherziger CO2-Reduktion zugehen, bringt uns mit 4-5 Grad Temperaturanstieg Wirtschaftsschäden von 10 % oder mehr jedes Jahr. Wenn wir nicht das Umweltbundesamt oder die Klimagerechtigkeitsbewegung ernst nehmen, bekommen wir diesen Wirtschaftseinbruch jedes Jahr ohne Corona, aber mit CO2.

Auch die wirtschaftlichen Schäden durch Bayer, Google oder andere marktdominierende Konzernriesen belaufen sich nach ökonometrischen Schätzungen auch auf 10% pro Jahr. Höhere Monopolpreise, weniger Angebot, überzogene Gewinne und Zerstörung von Marktwettbewerb bewirkt jedes Jahr einen sogenannten „Dead Weight Loss“ von 10%, wo wir alle geschädigt werden. Wir brauchen dringend funktionierende Märkte mit demokratischer Rahmung. Warum nicht Konzerngiganten wieder in marktkonforme Größe reduzieren? Der US-Kongress hat das gestern schon diskutiert in Bezug auf Facebook, Google, Apple und Amazon. Es ist daher die notwendige Alternative, diese Zahl von 10 % in Relation zu den schlimmeren Problemen im Wirtschaftssystem in Relation mit noch größeren Probleme zu setzen.

Alternative 2: Doughnuts, Armutszahlen und SDGs messen den Wirtschaftsschaden am guten Leben für alle besser

Zahlreiche empirische Kennzahlen messen den wirtschaftlichen Schaden viel besser als der Einbruch des Wirtschaftswachstums. Selbst der Erfinder des Indikators Wirtschaftswachstum hat dies schon gesagt, doch leider wurden seine mahnenden Worte nicht realisiert.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth hat erfolgreich den Doughnut, als Kombination von sozialen Untergrenzen und ökologischen Obergrenzen in einer Grafik vorgeschlagen. Amsterdam oder Neuseeland verwenden diese Zahl. Wir von Goliathwatch sind deshalb zum globalen Netzwerk von Kate Raworth, Tim Jackson, Oxfam uvm., der Wellbeing Economy Alliance beigetreten, weil dort eine Hauptforderung ist, den Doughnut als Alternative zum BIP zu verwenden. Auch sind die Armutszahlen viel wichtiger als der Einbruch des Wirtschaftswachstums. Diese Veränderung sollten wir erfahren. Auch die globale Vergleichsstatistik zu den globalen Zielen der „Sustainable Development Goals“ (SDGs) werden von den Vereinten Nationen empirisch super dargestellt. Diese Zahl sollte jedes Quartal mit Armut, Doughnuts und der Rest unseres CO2-Budgets bis zum Pariser 1,5-Grad zeigen. Wir überlegen dies ab 2021 machen. Wer will mitarbeiten?

Hinweis: Der nächste Workshop „Wirtschaft verstehen“ am 10. Oktober 19 Uhr, vermutlich wieder online und real im Rudolf-Steiner-Haus Hamburg ist diesmal zum oft gewünschten Thema „Post-Wachstum“. Anmeldung und weitere Infos, Mail an anmeldung@goliathwatch.de.